Nachruf
Leider verstarb Mathias Gröhl am 01.06.2021 völlig unerwartet.
Das hier vorgestellte Porträt wurde von ihm selbst verfasst und wir möchten es so stehen lassen, denn es zeigt wie wir ihn kannten und mit welcher Begeisterung und Ernsthaftigkeit er bei der Fassenacht mitgewirkt hat.
Mit seinen Auftritten in Badenheim wird er uns immer in Erinnerung bleiben.
Unser Mathias Gröhl
Helau, Dollau, Wau-Wau! Drei Fastnachtsrufe, die mich bisher begleitet haben.

Mit 12 Jahren habe ich mit Helau meinen ersten Vortrag auf der Kinderfastnacht in meinen Heimatort Framersheim beim Framersheimer Carneval Club eröffnet. Die lieben Eltern persifliert und aus dem Familienleben berichtet.
Damals in den Achtzigern, als es noch eine stattliche Anzahl von Diskotheken gab, war es total "In" an Fastnacht "Playback-Show-Auftritte" als Jugendliche dem närrischen Auditorium vorzutragen. Was heute Karaoke heißt, wurde damals von uns als "Village People", "Truck-Stop" mit selbstgebastelten Instrumenten und "Dschingis Kahn" mit kleinen artistischen Elementen aus dem Showtanz vorgetragen. Der Umhang vom Auftritt als Dschingis Kahn ging viele Jahre später mal verlustig, als es bei einem Bühnenstück in Alzey dem Junker Jörg zum Auftritt gereichte.

Fasziniert hat mich jedoch immer der Einzelvortrag. Der politisch literarische Fastnachter der Mainzer Fastnacht, allen voran Jürgen Dietz "Der Bote vom Bundestag" hat mir sehr imponiert und mich inspiriert. Dessen Wortwitz und auch der "Till" der Mainzer Fastnacht waren mein Ansporn für meine "Jahresrückblicke".
Ein kleiner Höhepunkt war eine Fastnachtseröffnung des Framersheimer Carneval Club in der Evangelischen Kirche in Framersheim 1991. Zwischen dem Pfarrer und mir als Till Eulenspiegel fand ein Dialog zur Fastnachtseröff nung in der evangelischen Kirche statt. Den Kirchgängern und Narren führten wir vor Augen wie eng die Fastnachtszeit mit der Kirche verbunden ist.
Als Till Eulenspiegel mit den Jahresrückblicken, trat ich nicht nur in Framersheim, sondern später mit dem Fastnachtsruf "Wau-Wau" auch in Alzey-Weinheim auf.
Der Kokolores, wie die Mainzer sagen, kam aber nie zu kurz. In Zwiegesprächen wie dem Stenz mit nerviger Ehefrau und dem Schnäppchenjäger ging es beim Katholischen Musik Verein in Weinheim, der die Fastnacht im Alzeyer Stadtteil lange Jahre gestaltete, weiter. Gastauftritte in Alzey bei verschiedenen Fastnachtsveranstaltungen folgten. In der "Gruppe Frey", ein wilder, kreativer, aber auch leicht chaotischer Haufen von Weinheimer Fastnachtsenthusiasten - ganz ähnliche der Badenheimer Narren :- ) habe ich bei Bühnenstücken und kleinen Komödien mitgewirkt.

Ein Auftritt als lebendige Geburtstagstorte, mit einen traumhaften Kostüm ausgestattet, wurde das 3x11 jährige Jubiläum der Weinheimer Fastnacht auf der Bühne zelebriert. Auch wenn keine Aufführung der nächsten glich, waren wir Fastnachtsenthusiasten mit Leib und Seele dabei und haben die Sitzungen mit unseren Auftritten "gerockt".
Dieses Tortenkostüm wiederum inspirierte zur Figur der Undine. Wer Alzey kennt, weiß, dass dies die Brunnenfigur auf dem Alzeyer Fischmarkt ist. Als Undine trat ich zur Fastnachtseröffnung am 11. November bei der Alzeyer Carneval Gesellschaft, zu einem dreifach donnerndem "Dollau" auf.
Die ACG suchte einen Protokoller für die Prunksitzung. Es sollte jedoch eine neue Figur werden, so der Wunsch des Elferrates. In Anlehnung an die Mainzer literarischen Vorträge und dem traditionellen Protokoller, ersann ich den römischen Senator "Matheus Fastnachtus di Altiaia". Natürlich auch als dezenter Hinweis auf meine Zeit als Stadtrat in meiner Geburtsstadt Alzey und natürlich deren römische Geschichte.
Als ich die Möglichkeit bekam hier in Badenheim mitzuwirken, habe ich den politischen literarischen Vortrag als Senator mitgebracht. Doch habe ich gemerkt, dass hier die Fastnacht anders ist. Der literarische Vortrag hat es schwer, wenn die Feierlaune im Auditorium sehr groß ist. Da nichts beständiger ist als der Wandel, habe ich als Gerüchtekoch im letzten Jahr eine Überleitung versucht, denn ich wollte nicht auf eine Figur festgelegt sein.

Deshalb wird es in dieser Saison jetzt - unpolitisch. Kokolores und Narretei ist prägendes Element der Saalfastnacht und es gibt sowieso nichts langweiligeres als Wiederholungen. Fastnacht des BAN ist nicht professionell, gerade so macht es großen Spaß, das was bei den Badenheimer Appelbach Narren riesigen Spaß macht ist die Toleranz innerhalb des Vereines, der wertschätzende Umgang und die Fröhlichkeit, über sich selbst lachen zu können.
Solange dieses Credo gelebt wird, haben wir Närrinnen und Narren dem Alltag eines voraus; Wir leben Mitmenschlichkeit, Akzeptanz und Toleranz vor. Einziger Lohn, und das ist gut so, ist der Fastnachtsorden. Die hängen in einem Glaskasten in meinem Arbeitszimmer. Wunderbare Erinnerungen mit fastnachtlichen Ausflügen bis in den Westerwald, aber das führt jetzt zu weit weg. Hier in Badenheim bin ich wieder beim "Helau" angekommen und freue mich wieder zu den Sitzungen meinen Beitrag leisten zu dürfen.
Deshalb rufe ich Ihnen zu: "Der Badenheimer Fastnacht ein dreifach donnerndes Helau!"
Mathias W. Gröhl, wohnhaft im Nachbarort Pleiderschem am Kallebach :- )