Unser „Bote aus de Unnergass“ - Helmut Schmitt

Spätestens wenn der „Bote aus de Unnergass“ mit seinem schwarzen Melonenhut und den bunten Federn die Bühne betritt, ist alles ruhig. Man könnte eine Stecknadel fallen hören, denn jeder wartet gespannt darauf, was es aus Badenheim und den umliegenden Nachbardörfern zu berichten gibt und vor allem – wen es dieses Mal trifft.

Um an die Informationen zu gelangen, muss er noch nicht einmal sehr viel tun. Er lebt mit Badenheim, nimmt an den Feuerwehrausflügen teil, besucht oft die Gemeinderatssitzungen und fehlt auf keiner Festlichkeit.

Was niemand ahnt – so manch ein Betroffener steht sogar von sich aus an seiner Tür und schwärzt sich selbst an. Daraus lässt sich schon erkennen, wie viel Vertrauen man ihm entgegenbringt und wie sehr er sein Handwerk versteht, Menschen „aufs Korn zu nehmen“, ohne sie dabei zu kränken.

Das Amt als Dorf-Protokoller hat er 1997 von Lothar Nowara übernommen. Aber auch davor war er schon eine Größe bei den Vorträgen. 1984 stand er bereits das erste Mal auf der Bühne, als Klempner bzw. als „Fachmann für Gas, Wasser und Scheiße“. Seitdem pickte er jedes Jahr eins seiner vielfältigen Tätigkeiten und Hobbys heraus und ließ andere auf lustige Art und Weise an seinen Leidenschaften teilhaben. Ob als Wingertsschütze, Hasenzüchter, Amtsblattbote, Winzer oder Bauer – er verstand es immer, sein Publikum mitzureißen und zu begeistern. Vielleicht auch deshalb, weil er vielen Badenheimern aus der Seele sprach und jeder ein Stück weit über sich selbst lachen konnte.

Aber auch in andere Rollen schlüpfte er gerne. Um als Gärtner Bartsch eine gute Figur abzugeben, lieh er sich sogar heimlich dessen Originalkleidung aus und baute eine Blumenpflanzlochmaschine nach. „Du hast doch was vor!“, meinte Herr Bartsch damals, als Helmut Schmitt wie eine Katze interessiert um die Blumenpflanzlochmaschine herumschlich, um jedes Detail zu verinnerlichen. Aber auch als Kaufhausbetreiber Schömel marschierte er in weißem Kittel und Perücke auf die Bühne und versorgte das Publikum an seinem selbsterbauten Verkaufsstand mit frischen Würstchen.

Nicht nur das Publikum war von diesen Vorträgen begeistert, denn für die Badenheimer Gewerbetreibenden gab es keine bessere Werbung. Ein weiteres Highlight war sicherlich auch sein Vortrag als Märchentante. Denn da stand er das einzige Mal in seiner Laufbahn nicht alleine auf der Bühne. Er nahm die gesamte Grundschulklasse seines Sohnes Martin mit auf die Bühne, die ihn zu der Melodie von „Lasst uns froh und munter sein“ mit einem lauten „Fastnacht, Fastnacht, tralla-lalla-la“ musikalisch unterstützten.

Wenn Helmut Schmitt eines Tages die Bühne verlässt, kann er auf eine sehr lange Historie zurückblicken. Aber nicht nur in Badenheim wird er eine große Lücke hinterlassen. Die Pleitersheimer Seniorensitzung war ihm ebenfalls immer ein wichtiges Anliegen, die er aufgrund des sehr dankbaren Publikums gerne unterstützt hat.

Es tut gut zu wissen, dass ihm auch die Nachwuchsarbeit innerhalb seiner Familie immer eine große Herzensangelegenheit war und somit das Potential und seine Erfahrung nicht verloren gehen!

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